Hugo Budinger (1927 – 2017) prägte als Spieler, Trainer und Funktionär das Nachkriegs-Hockeyganz wesentlich. Mit der deutschen Mannschaft gewann der 58-fache Nationalspieler von Rot-Weiss Köln 1956 in Melbourne als Kapitän Olympia-Bronze. Ein Erfolg, mit dem damals niemand gerechnet hatte. Vorangegangen war Platz 5 (1952). Es folgte Platz 7 (1960).
Nach seiner aktiven Karriere war Hugo Budinger von 1961 bis 1969 Sportwart des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) und damit zugleich Bundestrainer. 1968 wurde die Nationalmannschaft unter seiner Führung Olympia-Vierter. Als er 1973 noch einmal einsprang, gewann sie WM-Bronze. Insgesamt diente er seinem Sport 26 Jahre lang als Sportwart und als DHB-Vizepräsident. Ab 1974 war Budinger Mitbegründer und bis zur Pension 1993 Leiter der Trainerakademie des Deutschen Sportbundes in Köln. 1979 promovierte er mit 52 Jahren in der Sportwissenschaft, 1990 wurde er aufgrund seiner Verdienste in Bewegungs- und Trainingslehre zum Honorar-Professor berufen. Budinger war Persönliches Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees und gehörte ab 1993 dessen Ältestenrat an. In den 1990er Jahren engagierte er sich auch für den Deutschen Golf Verband. 1992 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Im Wettkampf der Systeme aus West und Ost entdeckte die westdeutsche Sportführung, als Bilanz gezogen wurde, dringenden Nachholbedarf. Auch ein Schock will in Deutschland gründlich verarbeitet sein. Willi Weyer, der Präsident des Landessportbundes von Nordrhein-Westfalen und spätere Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) war es, der Hugo Budinger die Leitung der zu gründenden Trainerakademie des DSB antrug, die er bis 1993 innehatte. Gescheite Trainer für den Leistungssport brauchte das Land. 1974 begann der erste Lehrgang. Für Budinger an der Spitze, von Beginn an Herz und Kopf der Trainerakademie, sprachen seine Visionen, sein ganzheitlicher Ansatz. „Von anderen Sportarten lernen“ hat er den Spezialisten mit auf den Weg gegeben.
Als Mittvierziger begann Budinger zu studieren, promovierte 1979 im hohen Alter von 52 Jahren zum Doktor der Sportwissenschaft, weil er sich als interdisziplinärer Chef in die Pflicht genommen hatte, den akademischen Titel zu erwerben. Er hat es sich und den Bewerbern der Akademie nie leicht gemacht. Nur für Kenner und Könner ihrer Sportart sei das Institut offen, pflegte er zu sagen. Voraussetzung war die A-Trainerlizenz des Fachverbandes, der Nachweis über fünf Jahre Trainertätigkeit und die Empfehlung des Fachverbandes. Man habe ein „durchaus elitäres Selbstverständnis“ gestand Budinger ein, der schon auf dem Spielfeld als natürliche Autorität empfunden wurde. Der von ihm entwickelte Ansatz hat für die Trainerakademie bis heute Bestand.
Schlagfertig ist er geblieben – eine Anspielung nicht nur auf den im fortgeschrittenen Alter favorisierten Umgang mit dem Golfball. „Wir bilden ohne Ballast aus“, war keine Floskel des Leiters der Akademie, sondern Realität. Hugo Budinger war mehr Macher denn Intellektueller. „Ihm war es gegeben, seine Erfahrung und sein Wissen anschaulich weiterzugeben“, erinnert sich Bernhard Peters. So mancher Trainer wie Peters rechnet sich zu Budingers Jüngern: „Er war Vorbild und Ikone, Sinnbild all dessen, wovon ich träumte.“
Prof. Dr. Lutz Nordmann