Nachwuchsleistungssport in Gefahr?

12. September 2014 - 9:35 -- Christoph Dolch

Welche zwei Begriffe fangen mit „G“ an und sorgen im Nachwuchsleistungssport derzeit für viel Kopfzerbrechen? Richtig: „Ganztag“ und „G8“. Eine aktuelle Studie des Landessportbundes NRW zeigt, was die NRW-Fachverbände über Auswirkungen und Herausforderungen der achtjährigen Gymnasialzeit und des Ganztagsunterrichts denken.

Insgesamt besuchen im Moment etwa 35 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine Ganztagsschule. Und in diesem Jahr haben erstmals alle Gymnasialschüler nach zwölf Jahren ihr Abitur erworben.

„In vielen Gesprächen haben Verbandsvertreter teilweise dramatische Entwicklungen für den Nachwuchsleistungssport durch G8 und Ganztag aufgezeigt“, erläutert Gisela Hinnemann, LSB-Vizepräsidentin „Leistungssport“ und hebt hervor: „G8 und Ganztag betrifft alle Sportarten sowie alle Regionen in NRW.“

Befragt wurden Vertreter der 32 olympischen Fachverbände sowie zweier Stützpunktvereine und eines Olympiastützpunktes. Sie nennen vor allem vielfältige Probleme bei der Trainingsdurchführung in den Sportvereinen: Aufgrund der längeren Schulzeiten fallen Hallenzeiten weg und das Training verschiebt sich auf den Abend.

„Das nötige Zeitbudget für Training und Wettkampf ist nicht mehr vorhanden. Die Trainingsumfänge waren früher viel leichter zu organisieren. Man konnte Talente nach Leistung zusammen trainieren lassen, jetzt muss man sich nach ihrem Stundenplan richten“, so die einhellige Meinung der Verbandsvertreter.

Ein weiteres zentrales Problem ist, dass qualifiziertes Fachpersonal der Vereine aufgrund der besseren Bedingungen in den Ganztag wechselt. In der Studie heißt es weiter: „Der Job des Trainers wird immer unattraktiver, da die Arbeitszeiten und die Entlohnung nicht sehr ansprechend sind.“

Um Einzelfallentscheidungen und einen hohen bürokratischen Aufwand zu vermeiden, sollten einheitliche Lösungen für notwendige Fehlzeiten oder Schulzeitstreckungen von Nachwuchsathleten gefunden werden, damit sie Schule
und Leistungssport erfolgreich verbinden können. „Talente brechen ihre Karriere ab, weil sie mit der Doppelbelastung Schule und Sport überfordert sind“, so ein Verbandsvertreter.

Ambitioniertes Nachwuchstraining muss sinnvoll in den Schulbetrieb eingebettet werden. Zudem können Trainer-Lehrer-Stellen helfen, sowohl Kooperationen mit Schulen zu intensivieren als auch einen leistungsorientierten Sportunterricht zu ermöglichen. Das ist für alle Sportarten ein Grundstein für eine allgemeine
motorische Ausbildung.

Quelle: LSB NRW (http://www.lsb-nrw.de/lsb-nrw/aktuelles/topthemen/nachwuchsleistungssport-in-gefahr/)

Die komplette Studie zum Download gibt es hier: http://www.lsb-nrw.de/fileadmin/daten/lsb/downloads/Leistungssport/Download/2014-05-28_Projektbericht_G8_und_Ganztag.pdf

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