Geschichte

Der Anfang

Die grundsätzliche Idee, die letztlich zur Gründung der TA geführt hat, geht vor allem auf die Olympischen Spiele von München im Jahr 1972 zurück, die bekanntermaßen in besonderer Art und Weise von den Ost-West-Auseinandersetzungen gekennzeichnet waren. Schon damals spielte der berühmte Medaillenspiegel eine nicht ganz unbedeutende Rolle. In der Bundesrepublik jedenfalls war man mit dem Abschneiden nicht zufrieden. Sehr konsequent hat man damals nach möglichen Gründen dafür gesucht. Klar, dass es hier um sehr komplexe Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge geht. Willy Daume hat damals in einem Beitrag unter dem Titel „Improvisieren reicht nicht“ (Die Wegbereiter 1984, S. 16 – 18) die Meinung vertreten, dass die Leistungsfähigkeit eines Leistungssportsystems u.a. eben auch vom Niveau des Trainerwesens abhängt. Diese Einschätzung ist – wie zahlreiche internationale und nationale Studien immer wieder belegen - bis heute unverändert gültig. Dabei spielten (und spielen!) 3 Aspekte im Zusammenwirken eine besondere Rolle:

  1. Die Trainerausbildung,
  2. der Stellenwert der Trainer im System und
  3. die Wertschätzung der Trainer.

Der „Sport-Informations-Dienst“ veröffentlichte kurz nach den Olympischen Sommerspielen von München am 23. Oktober 1972 ein Interview mit Dr. Claus Heß, von 1966 – 1983 Präsident des Deutschen Ruder-Verbandes und damals zudem Vorsitzender des Ausschusses Leistungssport der deutschen Sportkonferenz. Dort stellte Heß klar und deutlich heraus:

„Wir haben im Hinblick auf Montreal keine Zeit zu verlieren. Ein Hauptgrund für unseren Rückstand gegenüber führenden Sportnationen ist der Mangel an Trainer, qualitativ und quantitativ.“

Damals wie heute sind die zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder für den Leistungssport wichtige Partner. Im seinerzeitigen Sportbericht des BMI wird in Bezug auf die Trainerfrage und deren Ausbildung gleichlautend unmissverständlich festgestellt:

„Auf erhebliche Schwierigkeiten stößt es, weitere qualifizierte Trainer für den Hochleistungsbereich und darüber hinaus für den gesamten Leistungssport zu gewinnen. Qualifizierte Ausbildungsmöglichkeiten sind in der Bundesrepublik noch nicht vorhanden.“

Daher können nur besondere Ausbildungswege entscheidende Abhilfe schaffen - so lautet die Schlussfolgerung des Bundesinnenministeriums (Die Wegbereiter 1984, S. 47/ 48)

In seiner 6. Sitzung nahm der Ausschuss Leistungssport der deutschen Sportkonferenz am 15. März 1973 den von Prof. Dr. Rolf Andresen und Helmut Meyer vorgetragen Bericht über die vorbereitenden Arbeiten zur Gründung der Trainerakademie zur Kenntnis und sprach sich für die Gründung des Vereins und des Kuratoriums aus.

„Damit war der Weg frei für eine neuartige Institution. Sie war mit einem Umdenkungsprozess hinsichtlich der künftigen Trainerausbildung verbunden: Art und Umfang der Ausbildung würden sich von den Ausbildungswegen der Deutschen Sporthochschule Köln und der Institute für Leibesübungen unterscheiden …“ (Die Wegbereiter 1984, S. 48)

In einer SID-Meldung vom 2. November 1973 berichtet Hans-Dieter Krebs, dass die intensiven und langwierigen Vorbereitungen nach 3 Jahren  unmittelbar vor dem Abschluss stünden.

Am 6. März 1974 wurde der Verein der Trainerakademie e.V. in Frankfurt/ M. gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Rolf Andresen gewählt. Später wurde der Verein u.a. Henrik Lotz (1983 – 1995 Präsident des Deutschen Ruderverbandes), von    2000 – 2008 von Prof. Dieter KESPOHL (langjähriger Präsident des Deutschen Badminton-Verbandes) und seit 2008 von Thomas Weikert (Präsident des DTTB und Präsident des Tischtennis-Weltverbandes) geführt.

Dem Verein gehörten zunächst 7 Spitzenverbände (Boxen, Gewichtheben, Fechten, Hockey, Judo,  Ringen, Schwimmen) an. Heute hat unser Verein 67 Mitglieder:

  • 47  Spitzenverbände, darunter alle olympischen Spitzenverbände
  • alle 16 Landessportbünde,
  • IAT/ FES,
  • Stiftung Deutsche Sporthilfe sowie
  • DOSB und die Deutsche . Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention.                               

Am 28. März 1974 folgte in Köln die konstituierende Sitzung des Kuratoriums.

Zum ersten Direktor der TA wurde Prof. Dr. Hugo Budinger bestellt – so teilte die Kölnische Rundschau am 27. Mai 1973 in einer 9-Zeilen-Meldung mit.

Am 1. Oktober 1974 begann der 1. Diplom-Trainer-Studiengang zunächst in Hennef, dann in Köln, bevor am 7. November 1974 die Grundsteinlegung für die Bundesleistungszentren Hockey und Judo und die Trainerakademie erfolgte.

Im Mai 1976 fasste das Präsidium des DSB den Beschluss, den Absolventen der Trainerakademie den Titel „Diplom-Trainer des DSB“ zu verleihen.

Blickt man auf diese Zeitleiste, dann muss man  den sprichwörtlichen Hut vor all jenen ziehen, die diesen Prozess aktiv unterstützt und umgesetzt haben!

Seit 1974 haben 1.266 Trainerinnen und Trainer aus 49 Sportarten die Trainerakademie erfolgreich absolviert. Sie sind engagiert und hoch qualifiziert im deutschen und z.T. auch im internationalen Sport in verantwortlichen Positionen als Trainer und sehr oft auch als Sportdirektoren u.ä. tätig.

Das Diplom-Trainer-Studium an der Trainerakademie – bewährt, modern und zukunftsorientiert

Das von der Trainerakademie stets verfolgte Aus- und Fortbildungskonzept ist bis zum heutigen Tage ein dynamisches, auf Fortentwicklung ausgerichtetes Modell. Es liegt auf der Hand, dass etwa die curricularen Grundlagen in 40 Jahren unter Beibehaltung des Grundsätzlichen und des Bewährten permanent fortgeschrieben wurden. Eine gewisse Zäsur gab es in der Zeit ab etwa 2000. In der Folge umfänglicher Reformprozesse an der Trainerakademie wurde eine neue Studien- und Prüfungsordnung erlassen, die auf modernisierten inhaltlichen sowie strukturellen und administrativen Lösungen aufsetzt. Ein wesentlicher Aspekt gilt gleichwohl unverändert: Im Zentrum aller Aktivitäten der Trainerakademie stehen die Trainerinnen und Trainer sowie die Mitglieder des Vereins, insbesondere die Spitzenverbände und die Landessportbünde.

Das 2005 eingeführte 3-jährige berufsintegrierte Diplom-Trainer-Studium an der Trainerakademie setzt eine hoch qualifizierte verbandliche Trainerausbildung voraus (A-Lizenz!). Die Trainerakademie hat in enger Zusammenarbeit mit den Spitzenfachverbänden des deutschen Sports, mit national und international bekannten Leistungssportexperten aus Forschung und Wissenschaft ein hoch anerkanntes Konzept, das lebenslanges Lernen ganz bewusst mit einbezieht, entwickelt. Charakteristisch sind 4 prägende Merkmale:

  1. Die Trainerakademie verfolgt ein in Deutschland einzigartiges berufsintegriertes Studienkonzept.

Trainertätigkeit auf hohem und höchstem Niveau (bis hin zu Bundestrainern) ist integraler Bestandteil des Studiums. Praktische Trainertätigkeit während des Studiums wird nicht nur „geduldet“, es wird gefordert!

  1. Das Diplom-Trainer-Studium weist einen immensen, im internationalen Maßstab seinesgleichen suchenden Umfang  (BALES 2013, 2014) auf.

Mit 1.300 Stunden sogenannter Kontaktzeit und dem daraus abgeleiteten Gesamtaufwand von 5.400 Stunden „Workload“ entspricht das Diplom-Trainer-Studium auch aus dieser Sicht mindestens einem üblichen Bachelor-Studium an Universitäten, Hoch- und Fachhochschulen.

  1. Das Diplom-Trainer-Studium weist ein klar strukturiertes Muster mit
  • wissenschaftlichem Grundlagenstudium,
  • der sogenannten „Spezialisierung“ sowie
  • dem sportartspezifischen Studium und
  • Praktika und Hospitationen auf. 
  1. Die unmittelbare und enge Zusammenarbeit mit den Spitzenfachverbänden

Jeder Spitzenfachverband beruft einen sogennanten „Koordinantor/ Koordinatorin“, die für die Zusammenarbeit mit der Trainerakademie und der Umsetzung des Studienkonzeptes verantwortlich sind.

Lebenslanges Lernen gilt als Prinzip wie in allen anderen beruflichen Tätigkeiten auch für Trainer im Leistungssport. Deshalb sind die Aktivitäten der Trainerakademie im sogenannten Fortbildungsbereich gezielt entwickelt und ausgebaut worden, u.a.:

  • Bundestrainer-Foren
  • Koordinatoren-Workshops,
  • Referentenfortbildungen sowie
  • themenspezifische Trainerfortbildungen.

Sowohl das Diplom-Trainer-Studium wie auch die verschiedenen Fortbildungsangebote sind darauf ausgerichtet, dass sich Trainer ein breites, anpassungsfähiges Wissen für eine erfolgreiche Trainertätigkeit erarbeiten können. Im Fokus steht dabei die Herausbildung  

  • effektiver Problem-Lösungs-Fertigkeiten und
  • effektiver kommunikativer, kooperativ-kollaborativer Fertigkeiten.

Das dies auch zur notwendigen intrinsische Motivation (Begeisterung, Leidenschaft, Ausdauer) aller Beteiligten für ihre Arbeit im Sport beiträgt, liegt in der Natur der Sache und ist ganz bestimmt mit dem für die Trainerakademie so charakteristischen Wissens- und Erfahrungsaustausch über den sprichwörtlichen Tellerrand einzelner Sportarten – und zwar auf höchstem Niveau! – verbunden.

Trainer lernen permanent (hinzu). Den folgenden Grundsätzen entsprechend werden sie von der Trainerakademie unterstützt:

  1. Lernaktivitäten werden in Zusammenhänge gestellt, die eine hohe Akzeptanz bei Trainern haben. Es werden also die aktuellen, von jedem Trainer in seinem Job zu lösenden Fragen und Probleme bearbeitet.
  2. Trainer - und hier vielleicht eher die Studierenden - werden bei der „Problemaneignung“, bei der subjektiven Verinnerlichung der Lerninhalte („ownership“) gezielt unterstützt.
  1. Die zu bearbeitende Aufgaben sind also authentisch! – und in ebenso authentische Lernumgebungen eingebunden.
  1. Die jeweiligen Lernumgebungen sind immer komplex, statt simpel und überzogen vereinfacht.
  1. Der Lernende/ Trainer wird bei der Problemlösung unterstützt - und nicht alleine gelassen.
  1. Lerner/ Trainer wird auf seinem Weg, ein effektiver Denker und Arbeiter - also Problemlöser -  zu werden, unterstützt.
  1. Lerner/ Trainer werden ermutigt, ihre Ideen und Lösungsansätze in der Praxis zu erproben, zu bewerten und zu verbessern.
  1. Lerner/ Trainer werden dabei unterstützt, unabhängig zu werden (Selbstregulationsfähigkeiten, reflektierende Praktiker).

Wir sind stolz auf unsere erfolgreichen Absolventen, auf unsere Studierenden, auf unsere gemeinsam mit engagierten Experten aus Wissenschaft, Forschung und Leistungssportpraxis entwickelte und getragene Lehre sowie auf unsere sehr engen Beziehungen mit den Spitzenverbänden und  Leistungssportinstitutionen des deutschen Sports.

Die Trainerakademie arbeitet mit 17 Universitäten und Hochschulen, 5 Fachhochschulen sowie 12 außeruniversitären Einrichtungen – hier sind an erster Stelle das IAT in Leipzig sowie die Olympiastützpunkte zu nennen – zusammen.

Das von der Trainerakademie im Diplom-Trainer-Studium und in der Fortbildung verfolgte innovative Konzept zeichnet sich durch ein hohes Maß an praxisrelevanter Wissenschaftlichkeit aus. Die Studierenden an der Trainerakademie werden in erster Linie mit Blick auf eine erfolgreiche Trainertätigkeit im Leistungssport ausgebildet, nicht aber als Wissenschaftler oder Forscher im allgemein üblichen Verständnis. Das an „normalen“ Universitäten, Hoch- sowie Fachhochschulen diskutierte Problem der „Employability“ ihrer Absolventen stellt sich für die Trainerakademie so definitiv nicht.

Was ist das Diplom-Trainer-Studium heute und in Zukunft wert?

Sport- wie bildungspolitischen Entwicklungen folgend hat der DOSB den Arbeitsbereich „Wissenstransfer und Evaluationsforschung – Bildung im Sport“ an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (Leitung: Prof. Dr. Ralf Sygusch) mit der Erarbeitung einer unabhängigen wissenschaftlichen Studie zur Einordnung der „Rahmenrichtlinien für Qualifizierung des Deutschen Olympischen Sportbundes“ in den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) beauftragt.  Auf der vorliegenden Expertise aufbauend erfolgte nunmehr die wissenschaftliche Bewertung des Diplom-Trainer-Studiums an der Trainerakademie Köln des DOSB.

Vor dem Hintergrund elaborierter Analysen der Kompetenz- und Methodenmodelle in der Bildungsforschung und im Sport sowie der charakteristischen Tätigkeitsmerkmale von Trainerinnen und Trainern im Leistungssport wurde in Anlehnung an methodische Vorgaben der qualitativen Inhaltsanalyse eine wissenschaftliche Methode (skalierende Strukturierung) entwickelt. Mit deren Hilfe erfolgte die Einordnung des Diplom-Trainer-Studiums entlang des DQR.

Im Ergebnis der Untersuchungen wird das Diplom-Trainer-Studium den geltenden 8-stufigen Referenzrahmen (EQF und DQR) mit einem Referenzwert von 6,25  bewertet.

In der Expertise heißt es: „Insgesamt führen die vorliegenden Befunde zu einer Einordnung des Diplom-Trainer-Studiums auf DQR-Niveaustufe 6. Dies begründet sich insbesondere über

  • fundierte und klare Zielformulierungen zu allen Kompetenzkategorien,
  • Anzahl und Vielfalt der Studieninhalte,
  • Umfang des Diplom-Trainer-Studiums.“

Das Diplom-Trainer-Studium an der Trainerakademie Köln entspricht damit nachweislich dem Niveau universitärer Bachelor-Studiengänge. Der Diplom-Trainer-Abschluss  ist damit dem akademischen Grad eines Bachelor of Art „gleichwertig“, vor dem Hintergrund der notwendigen und gewollten Spezifik aber eben nicht „gleichartig“. Über dieses Ergebnis hinausgehend sind Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Diplom-Trainer-Studiums abgeleitet worden, die bereits Eingang in die Arbeit der Trainerakademie gefunden haben.

Spätestens jetzt sind wir an jener Stelle, an der es an der Zeit ist, eine Brücke in die Zukunft – auch die der Trainerakademie – zu schlagen. Der Leistungssport ist längst im Zeitalter der Wissensgesellschaft angekommen. Wo findet man „das Wissen des Leistungssports“ eigentlich? Manch einer hat eine flinke Antwort parat: Natürlich in den Büchern, Artikeln und Forschungsberichten. Die Deutsche Nationalbibliothek verfügte Ende 2011 über fast 27 Millionen derartiger Medieneinheiten. Die Zentralbibliothek der Sportwissenschaften in Köln (aus gutem Grund verbindet uns ein Kooperationsvertrag) verfügt über 416.140 Medien, 1.403 laufend gehaltene Zeitschriften, ca. 6.000 elektronische Zeitschriften, 5.270 Dissertationen, 12.475 US-Dissertationen auf Mikrofiche und z.T. als PDF-Dateien, 19.247 Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie 10.634 Bände in der Lehrbuchsammlung. Kein Mensch ist in der Lage, diesen Fundus komplett zu überblicken. Gleichwohl ist bekannt, dass es mit Hilfe moderner Technologien (z.B. „SPRINT-Service“ des IAT Leipzig) schon ganz gut gelingt, Informationen an Trainer zu transportieren. Haben wir damit schon „das Wissen“ erfasst? Nicht ganz: Angenommen, die Menschheit würde ganz plötzlich aussterben, dann sind die Bücher und Zeitschriften doch im Grunde nichts anderes als bedrucktes Papier, denn menschliches Wissen entsteht und existiert allein in den Köpfen! Entscheidend ist also der Mensch, die Persönlichkeit – also der Trainer!

Aus der unglaublichen Fülle von Informationen Wissen entstehen zu lassen und dann vor allem - in unserem Fall wohl: pädagogisches und trainingsmethodisches - Können aufzubauen, ist genau das, wozu die Trainerakademie mit ihren Partnern aus Verbänden, Forschung und Wissenschaft beiträgt.

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Kontaktdaten

Trainerakademie Köln des Deutschen Olympischen Sportbundes

E-Mail: info@trainerakademie-koeln.de

Weitere Kontaktadressen

Guts-Muths-Weg 1
50933 Köln
Tel. (02 21) 9 48 75 - 0
Fax (02 21) 9 48 75 – 20

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